Sind die Corona-Regelungen bei Euch mittlerweile etwas lockerer? Echt, ihr müsst immer Mundschutz tragen? Ja und wie geht’s Euch in Guatemala mit der ganzen Corona-Situation?
Ja die Fragen über Corona in Guatemala hören nicht auf. Daher dachte ich mir, es ist nun Zeit für einen Teil 2 über die Entwicklung der Corona Situation in Guatemala mit den neuesten Fakten. In den letzten zwei Monaten hat sich noch einiges getan und der Höhepunkt der Corona-Pandemie in Guatemala ist nun von Mitte Juli bis August/September.
Der Präsident hält sonntags alle 2 Wochen eine Rede mit den Neuerungen, die Zeitungen informieren des Weiteren über die neuesten Entwicklungen. Über die hier aufgeführte Berichterstattung übernehme ich allerdings keine Gewähr 😉 .
(Stand 21. August 2020)
Inhalt
1. Was seit dem letzten Corona-Artikel passiert ist
Seit dem 12. März sind die Grenzen von Guatemala geschlossen und es wurde der Ausnahmezustand bis zum 5. September 2020 verhängt. Es kam von einer Restriktion zur nächsten. Wenn Du mehr über die anfängliche Zeit wissen möchtest, solltest Du meinen ersten Blog-Artikel zur Corona Situation in Guatemala lesen:
In den letzten 2 Monaten haben sich die strengen Corona-Regelungen in diesem Drittweltland verändert. Zum Beispiel hat der Präsident den Verkehr weiter eingeschränkt. Somit durften nur an bestimmten Tagen Autos mit entsprechendem Kennzeichen fahren. An Tagen mit geradem Datum durften Autos mit geraden Nummernschildern fahren und an Tagen mit ungeradem Datum Autos mit ungeraden Nummernschildern.
Strenger wurde es nochmal Mitte Juli für 2 Wochen, denn es kam zu folgenden Regelungen:
- Die Ausgangssperre wurde unter der Woche von 18 Uhr – 5 Uhr geändert und Samstag ab 14 Uhr. Eine Zeit lang gab es eine totale Ausgangssperre am Sonntag.
- Einschränkungen des Verkehrs galten weiterhin in Guatemala Stadt.
- Und wow – eine Lockerung gab es! Das Verlassen der Departementos (= Bezirke) wurde erlaubt – in dringenden Fällen. Allerdings lohnte es sich nicht, einen Ausflug beispielsweise nach Antigua zu unternehmen, denn ab Samstag 14 Uhr musste man ja das restliche Wochenende wieder zu Hause verbringen.
2. Aktuelle Corona Maßnahmen in Guatemala: Das Ampel-Alarm-System
Schritt für Schritt soll es nun aber auch in Guatemala zur „Neuen Normalität“ übergehen. Doch wie schafft man das in einem Drittweltland mit schlechter medizinischer Versorgung und nicht ausreichend ausgestatteten Krankenhäusern? Die Anzahl der Covid-19 Fälle sind so unterschiedlich im ganzen Land und die Hochburg der Erkrankten ist immer noch die Hauptstadt Guatemalas.
Daher hat sich die Regierung nun ein „Alarm-Ampel-System“ überlegt, das seit dem 27.07.2020 in Kraft gesetzt ist, um die Wirtschaft schrittweise wieder zu öffnen. Jedes Departamento wird in rote – orangene – gelbe und grüne Phasen eingestuft. Die Einstufung ist abhängig von der Anzahl der Covid-19 Erkrankten und der durchgeführten Corona Tests. Demzufolge gibt es unterschiedliche Restriktionen für die einzelnen Farben. Um in eine andere Phase zu wechseln, muss der Bereich 2 Wochen die notwendigen Zahlen haben. Schau Dir mal die Vorgaben der einzelnen Phasen an! Ich glaube es ist ein langer Weg, um in die grüne Phase zu gelangen!
- Rote Alarm-Phase (die meisten Einschränkungen): Mehr als 20% der durchgeführten Covid-Tests sind positiv bzw. mehr als 55 Erkrankte auf 100.000 Einwohner.
- Orangene Alarm-Phase: 15 – 20 % der durchgeführten Tests sind positiv bzw. zwischen 25 und 54 pro 100.000 Einwohnern.
- Gelbe Alarm-Phase: 5 – 14 % der durchgeführten Test sind positiv bzw. zwischen 15 und 24 Erkrankte pro 100.000 Einwohner.
- Grüne Phase = neue Normalität: weniger als 5 % der durchgeführten Covid-Tests sind positiv bzw. weniger als 15 Erkrankte pro 100.000 Einwohner.
3. Guatemala Stadt ist in der roten Phase: Was bedeutet das für uns?
Präventionsmaßnahmen: Mundschutz, Abstand halten, Desinfektion und Temperaturmessungen
Der Mundschutz ist weiterhin zu tragen sobald wir die Wohnung verlassen (auch im Auto!). In Restaurants am Sitzplatz darf man ihn allerdings wieder abnehmen. 1,5 – 2 Meter Abstandhalten ist weiterhin ein Muss.
Ich glaube, meine Haut hat dieses Jahr schon mehr Desinfektionsmittel abbekommen als in meinem ganzen Leben zuvor – und das Auto auch. Denn nicht nur die Hände müssen beim Betreten von Geschäften, Shoppingmalls, Restaurants etc. desinfiziert werden, sondern auch die Schuhe indem man durch Desinfektionswannen läuft. Sogar das Auto wird in Parkhäusern gelegentlich mit Desinfektionsmittel an den Rädern abgesprüht etc. Was das bringen soll? Keine Ahnung!
Derzeitige Ausgangssperre
Ja, wir haben sie noch immer, diese Ausgangssperre. Die vorherige Ausgangssperre von 16 Uhr bis 5 Uhr ist mittlerweile Einglück aufgehoben. Nun dürfen wir Montag bis Sonntag von 21 Uhr bis 4 Uhr morgens das Haus nicht verlassen. Ich vermute, diese Regelung ist noch da, um das Zusammentreffen mit Freunden und Familie an Wochenenden und auch unter der Woche zu unterbinden sowie diverse Partygänge und Saufabende. Denn auch hier in Guatemala gibt es die Partypeople, die Corona-Partys veranstalten.
Für unseren Hund Caipi ist die neue Ausgangssperre natürlich super, denn sie kann wieder abends und am Wochenende ihre letzte Gassi-Runde am späteren Abend mit uns machen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Lebensmittelgeschäfte länger offen haben. Das heißt, die Menschen, die einkaufen gehen, verteilen sich besser über den ganzen Tag. Lange Warteschlangen vor dem Walmart, Paíz oder La Torre gibt es nicht mehr. Auch in den Geschäften und an den Kassen ist weniger los, was den Einkaufsgang um einiges beschleunigt.
Öffentliche Verkehrsmittel
Die städtischen grünen Busse fahren wieder in Guatemala Stadt. Theoretisch dürfen auch die Chickenbusse und die roten Stadtbusse nun wieder fahren. Allerdings müssen sie komplizierte Corona-Vorsichtsmaßnahmen einhalten und ein Hygienekonzept vorgelegt werden, das scheinbar bis Dato noch nicht fertig ist, denn noch sieht man in der Stadt keine schwarzen Abgaswolken der Chickenbusse. Hier nur mal einige Beispiele der Bus-Regelungen:
- Hände desinfizieren beim Betreten des Busses und das Tragen einer Maske ist obligatorisch.
- Es darf nur eine gewisse Anzahl an Passagieren in den Bus einsteigen (50% Kapazität), sodass genug Sicherheitsabstand gewährleistet ist. Die Anzahl ist abhängig von der jeweiligen Ampel-Phase in der sich die jeweilige Stadt befindet.
- Klimaanlage (falls vorhanden) darf nicht genutzt werden, sondern lediglich die natürliche Luftzirkulation durch das Öffnen der Fenster.
- Es darf im Bus nicht gegessen werden. Getränke sind nur erlaubt, wenn die Trinkflasche vorher desinfiziert wurde.
- Die Routen müssen direkt verlaufen, sodass – was ja eigentlich typisch in Guatemala Stadt ist – ein Ein- bzw. Aussteigen an Zwischenstopps nicht möglich ist.
Ein großer Diskussionspunkt ist noch die Anpassung des Fahrpreises. Denn damit sich eine Fahrt bei nur 50%iger Auslastung und dementsprechenden Einnahmen auch lohnt, muss der Fahrpreis natürlich auch angepasst werden. Früher kostete eine Fahrt in den roten Stadtbussen 1 GTQ. Wie hoch der Fahrpreis in Zukunft sein wird, ob 2 GTQ oder 4 GTQ oder vielleicht sogar 10 GTQ, ist noch unklar.
Schulen, Universitäten und Kitas sind bis Ende des Schuljahres geschlossen
Das Schuljahr in Guatemala endet im November. Bis dahin wird es keinen Präsenzunterricht mehr an den Schulen geben, da Guatemala Stadt weiterhin in der roten Phase ist. Für das neue Schuljahr ab Mitte Januar soll eine Kombination aus Präsenzunterricht und Fernunterricht stattfinden. Dazu müssen allerdings auch noch Konzepte ausgearbeitet und vorgelegt werden.
Viele Schulen schicken den Schülern im Moment Arbeitsaufträge, in einigen Kitas finden „Videokonferenzen“ gelegentlich statt. Allerdings können nicht alle Schulen das Onlineunterrichten, wie es z.B, die Deutsche Schule handhabt, umsetzen. In der Regel sind nämlich die vorhandenen technischen Möglichkeiten und die digitale Ausstattung der Schüler nicht dafür ausreichend.
Zusammenfassung der Einschränkungen in Guatemala Stadt (rote Phase)
Die Einschränkungen die weiterhin für uns in der roten Phase gelten sind folgende:
- Social Distancing
- Maskenpflicht sobald wir die Wohnung verlassen
- Ausgangssperre von 21 Uhr bis 4 Uhr morgens
- kein Flugverkehr (nur Frachtflugzeuge)
- die günstigen Chickenbusse sind weiterhin lahmgelegt bis ein umsetzbares Hygienekonzept vorgelegt ist
- Schulen, Universitäten, Kitas sind bis auf Weiteres geschlossen
- Geschlossen sind: Nationalparks, Fitnessstudios, Bars, Discos, Veranstaltungszentren, Konzerte, Kinos und öffentliche Schwimmbäder
- Großveranstaltungen sind nicht erlaubt
- Gemeinschaftsräume für Versammlungen und Shows geschlossen. Agglomerationen mit mehr als 10 Personen sind nicht erlaubt.
- Parks sind geschlossen, mit Ausnahme der Bereiche für Einzelsportarten. Gruppenaktivitäten sind nicht erlaubt. Lebensmittel- oder Einzelhandelsverkäufe sind nicht erlaubt.
Welche Möglichkeiten haben wir in Guatemala Stadt?
- Gassigehen sowie das Haus verlassen von 4 Uhr – 21 Uhr
- Geschäfte sind wieder geöffnet für eine gewisse Anzahl an Konsumenten (abhängig von den Quadratmetern)
- Betriebe sind geöffnet. Mitarbeiter müssen den Mindestabstand einhalten, in gestaffelten Zeitplänen bzw. Schichten arbeiten ohne Klimaanlage dafür mit offenem Lüftungssystem.
- Shopping-Plazas, zu denen man direkt mit dem Auto hin fahren kann, haben offen
- Shoppingmalls sind geöffnet
- Immer mehr Restaurants öffnen unter bestimmten Auflagen: ohne Klimaanlage und mit offenen Türen/Fenstern, wobei nur Gruppen von weniger als 10 Personen zugelassen sind. Personen mit hohem Risiko oder Personen über 60 Jahre sind nicht erlaubt.
- Hotels öffnen teils wieder unter bestimmten Auflagen: kein Zugang zu sozialen Bereichen, keine Veranstaltungen erlaubt
- Ausflüge und Trips nach Antigua an den Strand etc. sind möglich
- Freunde besuchen mit dem Ellenbogen-Gruß
- Erlaubt sind einzelne Sportarten im Freien (Gehen, Laufen, Radfahren, Schwimmen) und einzelne olympische Sportarten, bei denen Distanz gehalten werden kann.
- deutsche Club ist wieder offen
- Gottesdienste, die maximal 1 Stunde dauern sind wieder erlaubt
Resümee zum Ampelsystem
Ca. 2 Wochen nach der Eröffnung der meisten wirtschaftlichen Aktivitäten in Guatemala konnte eine positive Bewertung des Ampel-Systems erfolgen. Allerdings scheint es noch für einige enorme Schwierigkeiten zu geben, sich an die neue Normalität anzupassen. Während in der Stadt immer mehr Geschäfte, Shoppingmalls und Restaurants unter den vorgegebenen Auflagen öffnen, ist beispielsweise in Antigua noch sehr viel dicht.
Es wirkt dort wie eine Geisterstadt. Wir waren vor 2 Wochen in Antigua auf der Suche nach einem Restaurant. Nach einigem Suchen haben wir eines gefunden. Allerdings hatten sie gerade erst geöffnet und boten lediglich ein Gericht an. Dass manche Städte noch vorsichtiger in der Wiedereröffnung sind, liegt wohl daran, dass sie noch nicht wissen, wie sie die Vorgaben von Seiten der Regierung umsetzen sollen, ob es sich finanziell lohnt und ob es derzeit schon Sinn macht.
Am Pazifik in El Paredon zum Beispiel hatten letztes Wochenende nur 3 Hotels geöffnet. Ein recht beliebtes hatte noch zu, da sich eine Wiedereröffnung für sie im Moment nicht lohnt. Es stehen für sie noch einige Renovierungsarbeiten an, was viel Geld kostet. Dementsprechend muss bei Wiedereröffnung genug Geld rein kommen. Aber tut es das, wenn das Hotel nur von Wochenendtouristen der Hauptstadt besucht wird und unter der Woche das Hotel leer bleibt aufgrund des fehlenden internationalen Tourismusses?
4. Corona Zahlen in Guatemala
Da der Präsident von Anfang an sehr strenge Regeln eingeführt hatte, stiegen die Corona-Fälle in Guatemala recht langsam. Natürlich ist das auch zurückzuführen auf die zu wenig durchgeführten Corona Test, die weit unter der Anforderung einer Pandemiekontrolle liegen.
Seit letztem Monat steigen die Zahlen nicht nur in den verschiedenen Städten, sondern auch in den Gefängnissen, wo sich neben den Häftlingen auch guatemaltekische Beamte (über 1500) infiziert haben.
Es ist außerdem anzunehmen, dass es weitaus mehr Corona-Infizierte in Guatemala gibt als die Ergebnisse der Tests zeigen. Auch dass die jeweiligen Ampel-Phasen nicht ganz genau ermittelt werden können scheint offensichtlich. Das möchte ich im Folgenden etwas näher erklären.
Problematiken mit der Genauigkeit der Corona-Zahlen
Die Anzahl an Tests schwankt enorm von Tag zu Tag. So werden an dem einen Tag mal 1200 Tests durchgeführt, und am nächsten plötzlich 3300. Dann gibt es einen Tag mit nur 560 Test, um am nächsten Tag wieder 3400 Menschen zu testen. Des Weiteren ist mittlerweile bekannt, dass es auch falsch-positive Testergebnisse gibt. Natürlich muss außerdem beachtet werden, in welcher Gegend von Guatemala Stadt getestet wird. Es ist anzunehmen, dass in den ärmeren Gegenden die Testergebnisse mit größerer Wahrscheinlichkeit positiv sind als in anderen Gebieten.
Zu Beginn gab es pro Tag um die 400 Tests, dann mal um die 1200 Test und derzeit um die 3000 Corona Tests pro Tag. Der Wunsch ist täglich mindestens 4000 Tests durchzuführen, und somit die Test-Situation im ganzen Land zu verbessern. Dazu sollen mobile Covid-Labore eingeführt werden. Ich bin gespannt.
Mein Spanischlehrer, der in San Pablo La Laguna am Lago Atitlan wohnt, erzählte mir außerdem, dass es dort keine Corona Fälle gibt. Allerdings sind sie in die orangene Phase eingestuft. Warum? Weil die positiv getesteten Personen, die mittlerweile in der Hauptstadt leben, ihren offiziellen Wohnort noch in San Pablo La Laguna haben. Die Informationen der Zuordnung werden aus dem guatemaltekischen Personalausweis entnommen, der in diesem Fall den Geburtsort San Pablo La Laguna benennt. Makes sense?
Die Zahl der Covid-19 Verstorbenen soll in Guatemala die höchste in ganz Zentralamerika sein mit ca. 2379 Todesfällen. Panama und Honduras folgen mit mehr als 1.500 Todesfällen sowie El Salvador mit 600 Toten. Costa Rica und Nicaragua haben die niedrigsten Zahlen.
Eine gute Übersicht über die aktuellen Zahlen vom 24. August 2020 ergibt diese Übersicht vom Worldometers:
Interessierst Du Dich für genauere Informationen bzw. die weitere Entwicklung? Dann solltest Du bei dem Reiseblog WorldCalling4Me von meiner Freundin Manu vorbeischauen. Sie hat sich die Mühe gemacht, die neuesten Informationen in der Covid-19-Entwicklung in Guatemala zu übersetzen und sie in einem Blogbeitrag aufzulisten.
Hier kommst Du direkt zu den Artikeln, die täglich aktualisiert werden:
5. Corona-Impfung in Guatemala
Russland hat einen Impfstoff entwickelt, der die Phase 2 wohl erfolgreich abgeschlossen hat. Guatemala wurde als Testzentrum angefragt. Die Regierung entschied sich dagegen. Allerdings scheint es, als wären die Russen kurz davor, die Phase 3 abzuschließen, sodass Guatemala den neuen Impfstoff gegen den Corona Virus im ersten Quartal 2021 bereits bekommen könnte. Allerdings ist das nur dann möglich, wenn es keine Studie mehr ist, sondern ein zertifiziertes Endprodukt. Mal sehen, wie das Impfthema weitergeht und ob nicht doch ein anderes Land das Rennen macht.
6. Reisen nach Guatemala in Zeiten von Corona
Kann man eigentlich wieder nach Guatemala reisen?
Das ist eine spannende Frage, die mich oft erreicht, auch von Freunden und Familie die gerne zu Besuch kommen würden. Allerdings hab ich leider nicht so gute Nachrichten, denn der Flughafen ist noch geschlossen.
Es wurde schon ein Konzept ausgearbeitet, um den Flughafen wieder zu eröffnen. Dies sollte am 15. August geschehen. Noch ist er zu und nur für Rückholflieger und Frachtflugzeuge geöffnet. Geplant ist die Wiedereröffnung des Flughafens nun für den 1. September 2020. Ob der Traum vieler allerdings wahr wird, ist noch nicht sicher. Das hängt von den Fallzahlen ab und von der Entscheidung des Präsidenten. Die Wiedereröffnung birgt natürlich ein großes Risiko, gerade jetzt in der Hochphase von Corona in Guatemala.
Derzeit ist eine Einreise nur für Guatemalteken, für Menschen mit einer permanenten Aufenthaltserlaubnis und für Deportierte möglich. Sofern Dich kein Flieger direkt nach Guatemala bringt, gibt es noch die Möglichkeit über den Landweg via Mexiko ein- oder auch auszureisen.
Wie ist die Reisesituation in Guatemala?
Jeder Reisende muss bedenken, dass die Nationalparks noch geschlossen sind, der öffentliche Verkehr aktuell noch lahmgelegt ist und man nicht problemlos durch das ganze Land reisen kann. Die Départementos sind zwar offen, sodass man im Land herumfahren kann. Allerdings hab ich gehört, dass nicht jeder Ort den Durchgangsverkehr zulässt. Die Angst vor Corona ist noch groß im Land, die Bewohner vorsichtig und v.a. europäische Touristen werden nicht so gerne gesehen.
Des Weiteren haben noch nicht alle Hotels und Restaurants wieder geöffnet und auch in diesen musst Du mit Corona-Maßnahmen rechnen.
Auch die Sicherheitssituation sollte im Auge behalten werden. Ich fühle mich sicher in der Hauptstadt, in Antigua und auch in El Paredón. Klar gibt es auch weiterhin in Guatemala die Straßenkriminalität, Drogenhandel und Gewaltverbrechen (z. B. bewaffneter Raub) und manche Gegenden in der Stadt und in Guatemala sollten als Europäer gemieden werden. Allerdings bin ich der Meinung, wenn man sich an die Regeln des Landes hält und auf seine 7-Sachen aufpasst, man diese gefährlichen Situationen nicht provoziert.
Ich bin gespannt, wie sich die Sicherheitslage weiter verändert, v.a. wenn sich die Unzufriedenheit mit der Regierung weiter breit macht, die Menschen weiterhin sehr an Hunger leiden etc. Das kann die Sicherheitslage verschärfen.
Daher: warte einfach noch etwas ab und beobachte, wie sich die Situation weiter entwickelt. Derzeit rate ich immer dazu, noch kein Flugticket zu kaufen und abzuwarten ob der Flughafen wirklich aufmacht und auch mit welchen Regelungen die Einreise nach Guatemala verbunden ist.
Kann man wieder von Guatemala nach Europa reisen?
Derzeit kann man nur mit den Rückholfliegern, die immer mal wieder über verschiedene Botschaften angeboten werden, zurück in die USA bzw. Europa reisen. Die USA, Deutschland, Frankreich und Spanien haben schon Flugzeuge geschickt. Wann man dann allerdings wieder zurück nach Guatemala reisen kann, ist wie gesagt noch nicht sicher.
7. Wie ist die Corona Situation für die Guatemalteken?
Die Corona-Situation in einem Drittweltland wie Guatemala ist natürlich um einiges schlimmer und schwieriger zu bewältigen als in den reichen Ländern dieser Welt, wie Deutschland zum Beispiel. Dementsprechend schlecht geht es vielen Guatemalteken. Laut den Forschungen nehmen Kindesmisshandlungen und häusliche Gewalt zu.
Über die wirtschaftliche Situation in Guatemala
Der Präsident Alejandro Giammattei steht in gewissen Medien sehr in Kritik, da er die Wirtschaft enorm runtergefahren hat und sehr lange brauchte (über 4 Monate), um das Land wieder ein wenig zu öffnen.
So wie es derzeit aussieht, wird es auch mit dem neu eingeführten Ampel-System noch eine Weile kritisch bleiben, bis ganz Guatemala eine neue Normalität erreicht hat ( = grüne Phase). Vermutet wird, dass sich das noch bis Mitte 2022 ziehen kann.
Die wirtschaftliche Situation sieht daher weiterhin sehr schlecht aus, da viele Geschäfte schließen mussten und viele Branchen keinen Umsatz generieren konnten, z. B. die Tourismus-Branche. Viele Guatemalteken haben aufgrundessen ihren Job verloren, werden nicht weiter bezahlt oder erhalten nur 70% ihres Gehaltes.
Eine Bezuschussung gibt es vom Staat für Familien in Not. Allerdings hat sich die Auszahlung lange hinausgezögert. Für die 200.000 (von ca. 18 Millionen Einwohnern) stärksten betroffenen Familien hat die Regierung ein Notversorgungsporgramm ins Leben gerufen für über 1,3 Mrd. Euro. Diese Familien erhalten monatlich 1000 GTQ (110 Euro), um lebensnotwendige Einkäufe zu machen und um die wichtigsten Rechnungen bezahlen zu können. Aufgrund von Budget-Kürzungen wird der Bono allerdings nicht für alle ausbezahlt.
Mit insgesamt ca. 424 Mio. Euro unterstützt die Regierung betroffene Unternehmen. Diese können nun Arbeitsverträge suspendieren und der Arbeitnehmer erhält von Seiten des Staates pro Arbeitstag 75 GTQ (ca. 9 Euro) Lohnersatz und verliert somit seinen Arbeitsplatz nicht. Ca. 70.000 Menschen haben davon schon Gebrauch gemacht.
Angst vor Corona
Grundsätzlich haben viele Guatemalteken eine ängstliche Haltung gegenüber des Corona-Viruses, da viele der Menschen hier Vorerkrankungen und chronische Lungenprobleme aufgrund der ärmlichen Lebensverhältnisse haben. Hinzu kommt, dass sich viele einen Krankenhausaufenthalt bzw. Arztbesuch nicht leisten können und somit Krankheiten verschleppen und erst viel zu spät zum Arzt gehen.
Höhere Preise für Grundnahrungsmittel
Ein weiteres Problem, das aufgrund der Corona-Situation auf die Bevölkerung zugekommen ist, ist der Preisanstieg von Grundnahrungsmitteln, wie Mais, Eier, Getreide und Bohnen. Kein Wunder also, dass viele Guatemalteken an Hunger leiden und weiterhin mit weißen Fahnen an der Straße stehen, als Zeichen ihrer Not.
Demonstrationen
Irgendwie nachvollziehbar, dass es nach einigen kleineren Demonstrationen nun am 15. August 2020 zu der ersten großen regierungsfeindlichen Demonstration auf dem Hauptplatz von Guatemala Stadt in Zone 1 gekommen ist. Es wurde der Rücktritt des Präsidenten gefordert sowie Klarheit über das Geld, das der Präsident eigentlich für Corona Maßnahmen sowie zur Unterstützung der Bevölkerung einsetzen sollte.
Regenzeit in Guatemala
Außerdem ist gerade Regenzeit in Guatemala. Das heißt, dass Erkrankungen an Malaria, Dengue Fieber und Zika-Virus, alle übertragen durch Mücken, zunehmen. Die Krankheitsanzeichen ähneln denen des Corona-Viruses: Schlappheit, Fieber, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen – nur die Lungenerkrankung bleibt aus.
Hilfsbereitschaft und Unterstützung
Trotzallem möchte ich auch etwas Positives erwähnen. Denn in ganz Guatemala zeichnet sich ein hohes Maß an Hilfsbereitschaft und gegenseitiger Unterstützung ab. So werden in Supermärkten Lebensmittelspenden gesammelt, NGOs verteilen Essen in den armen Gegenden der Stadt, Restaurants bieten Bedürftigen kostenloses Mittagessen an. Sogar 5 der Corona-Krankenhäuser wurden durch Geld- und Sachspenden von großen Unternehmen unterstützt.
Situation in den Krankenhäusern
Es ist anzunehmen, dass Ärzte und Krankenhauspersonal weiterhin gar nicht oder nicht voll bezahlt werden, die Personalverträge verzögert bearbeitet werden und es immer noch nicht genug Schutzausrüstung für das Personal gibt, laut den Medien. Trotzdem setzen sie Tag für Tag ihr „Leben aufs Spiel“, um den Covid-19-Patienten die bestmögliche Versorgung zu geben. Etliche sind daran schon erkrankt.
Eine zeitlang hieß es, dass es noch zu wenige Betten für Corona-Patienten gibt. 15.000 würden benötigt werden, 3000 ständen zur Verfügung. Davon wären nur 300 Betten auf der Intensivstation, was natürlich viel zu wenig ist. Geplant waren ursprünglich mindestens 900 Intensivplätze. So gab es Anfang Juli einen Bericht, in dem es hieß, dass die öffentlichen Krankenhäuser überfüllt seien, zum Beispiel das Roosevelt Krankenhaus um 39%. Einglück gibt es wohl auch andere Krankenhäuser, die Betten für Corona-Patienten zur Verfügung stellen, die noch freie Kapazitäten haben. Laut des Präsidenten gibt es derzeit allerdings genug freie Betten in den Krankenhäusern.
8. Wie waren die letzten 2 Monate in den Zeiten von Corona in Guatemala für uns?
Da der Mensch ein Glück zu den Gewohnheitstieren gehört, haben auch wir uns an diese neue Situation gewöhnt. Das heißt nicht, dass wir es gut finden, viel zu Hause zu sein, nicht reisen zu können und sehr wenige Kollegen und Freunde zu treffen. Jedoch hat man sich ein Stück weit damit abgefunden, dass es jetzt eben so ist.
Schorsch arbeitet in virtuellen Klassenzimmern
Seit dem 16. März 2020 sind ja alle Schulen, wie auch die Deutsche Schule Guatemala geschlossen. Allerdings hat Schorsch auch die letzten Monate ganz normal weiter unterrichtet. Er arbeitet nun von zu Hause aus mit dem Programm Microsoft Teams in virtuellen Klassenzimmern. Er ist ganz happy mit der Lösung und kommt damit gut zurecht. Bis Ende des Schuljahres, also bis zum 6. November wird das auch noch so bleiben. Hoffentlich kann die Schule im Januar wieder öffnen – doch 100pro sicher ist das noch nicht! Vamos a ver!
Corona Einstellung
Wie schon im ERSTEN TEIL erwähnt, haben wir viel an unserer Einstellung gearbeitet, die Situation anzunehmen, sich nicht zu sehr aufzuregen und das Beste draus zu machen. Ich muss zugeben, das ist uns gut gelungen – aber nicht immer. Natürlich nervte dieses Gefühl des Eingesperrtseins manchmal sehr, die Decke fällt einem auf den Kopf und sogar mir war das erste Mal in meinem Leben langweilig!
Jeden Sonntag Abend sitzt man vor dem Fernseher und lauscht erwartungsvoll der Rede des Präsidenten mit der Hoffnung, dass die Corona-Regelungen nun endlich gelockert werden. Und nach 4,5 Monaten Däumchendrehen war es ja Einglück soweit!
Der spürbar größte Vorteil für uns in dieser Corona-Zeit ist der geringere Verkehr. Die Luft ist klarer, man braucht für 2km in der Rushhour keine Stunde mehr und man muss seinen Alltag nicht nach den Rushhour-Zeiten richten.
Auch weiterhin kein Urlaub – aber immerhin mal ein Wochenendtrip
Wie schon im ersten Teil erwähnt, sind – wie wohl weltweit – dank Corona unsere Urlaubspläne über den Haufen geworfen worden. Allerdings hat uns ein Nachbar auf die Idee gebracht, ein AirBnB-Haus zu mieten, das noch im Departemento Guatemala Stadt ist.
Also ging es mit Freunden nach Chinautla auf ein altes Rancho. Dort hatten wir ein riesiges Haus mit 3 Schlafzimmern und einem Pool, umringt von Palmen. Bei bestem Wetter streckten wir unsere Beine in die Luft und genossen endlich mal wieder den Geruch von Sonnencreme, Sonne und Natur. Weil uns das so gut gefallen hat, waren wir kurz darauf nochmal dort.
Des Weiteren reisten wir zum Lago Amatitlan in ein anderes AirBnB-Haus direkt am See. Auch Antigua, die aktuelle Geisterstadt konnten wir mal wieder besuchen, das Spa-Hotel Santa Domingo mit einer hervorragenden Massage testen und ein wunderschöner Wochenendtrip zum Strand nach El Paredón war auch mit drin! Das tat gut – ich sags Euch!
Hoffnung
Nachdem das Ampelsystem eingeführt wurde und die damit verbundenen Lockerungen waren wir schon sehr erleichtert, dass das Leben nun stetig hin zu irgendeiner Art von Normalität übergeht. Die Maskenpflicht wird uns wohl in Guatemala noch lange begleiten, aber so sehr stört mich diese nicht. Hauptsache, man kann sich wieder draußen aufhalten, in Restaurants gehen, Trips machen usw.
Trotzdem ist es irgendwie sehr seltsam, dass sich gerade jetzt in der Corona-Hochphase das Land wieder etwas mehr öffnet und zu Beginn, wo es kaum Corona-Fälle gab, die Regelungen so viel strenger ausfielen.
Wir wohnen ja in dem Risikogebiet Nummer 1, in Guatemala Stadt. Das heißt, auch wenn der Flughafen im September öffnet und spätestens wenn der internationale Tourismus wieder willkommen geheißen wird, werden die Corona Zahlen am schnellsten in Guatemala Stadt wieder steigen. Ich bin sehr gespannt, wie lange es dauert, bis wir im grünen Bereich sind.
Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir hoffen einfach, dass die Krankenhäuser weiter gut ausgestattet werden, der Flughafen wieder aufmacht, wenn wir vom Corona-Höhepunkt etwas unten sind, damit wir Besuch bekommen können. Außerdem hoffen wir, dass wir nächstes Jahr wieder Reisen können und dass dem Heimaturlaub nichts im Weg steht. Und ganz besonders hoffen wir, dass eine wirklich gute, nachhaltige und verantwortungsvolle Lösung gegen den Corona Virus gefunden wird.
Also meine Lieben, passt auf Euch auf, bleibt gesund und genießt das Leben trotz der (z. T. wirklich sehr kleinen) Einschränkungen. Ganz nach dem Motto: Nicht ärgern lassen!